
Gestern Abend haben wir in Bremen ein Restaurant besucht, das schon lange auf meiner Liste stand: die Plantenköök. Was "übersetzt" wohl so viel heißt, wie Pflanzenküche. Der Inhaber Sean Moxie betreibt seit Jahren die Seite daily.vegan, der ich virtuell auch schon seit Jahren folge. Nun bietet er seine Kreationen, die schon online gut und lecker aussahen, live in Bremen an. Anspruch der Küche ist, aus frischen, regionalen und wenn möglich Bio-Zutaten, alles selbst herzustellen und ansprechende pflanzliche Gerichte zwischen casual und fine dining anzubieten. Genau mein Ding!
Das Resturant befindet sich Am Wall 201, in einer Art kleiner Mall mit einigen anderen Restaurants. Das Ambiente ist eher schlicht, dennoch recht einladend. Die grünen Kacheln erinnern ein bisschen an das Badezimmer meiner Großeltern. Das wird aber durch angenehmes Licht und Kerzen wieder wett gemacht. Die Bedienung ist ausgesprochen freundlich und zuvorkommend.

Nachdem ich mich in meinem gestrigen Blogbeitrag über Mineralwasser ausgelassen habe - und ja, ich finde es wichtig und aussagekräftig, welches Wasser ein Restaurant anbietet - war es schön zu sehen, dass die Plantenköök "Viva con Agua" serviert. Viva con Agua verfolgt mit entsprechend gemeinnütziger Arbeit die Vision, dass alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser, Hygieneeinrichtungen und sanitärer Grundversorgung bekommen sollten. 771 Millionen Menschen weltweit haben demnach keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Davon fehlt rund 489 Millionen Menschen sogar die Basis-Versorgung mit Trinkwasser.

Das Abendmenü im Oktober begann mit einer französischen Zwiebelsuppe, die sehr lecker war. Der selbst gemachte Keese schmolz tatsächlich auch; beeindruckend! Leider darf die vegane Community nicht den Begriff "Käse" verwenden, sondern bedient sich üblicherweise der Alternativen "Keese" oder "Cheeze". Es wurde in der EU höchstrichterlich entschieden, dass sich nur ein Produkt, das aus dem Eutersekret eines Säugetieres hergestellt wird, "Käse" nennen darf. Tax dollars at its best work! Hier geht es zu diesem spektakulären Urteil. Wäre der EuGH nicht gewesen, hätten wir Millionen von verwirrten Konsumenten, die eigentlich Käse konsumieren wollten und in die vegane Falle getappt wären (Sarkasmus Ende).

Weiter ging's mit dem Oktoberfestteller, der auch sehr lecker war. Die Bratwurst war wohl auch selbst gemacht, schön mit verschiedenen Senfsorten, und das Kraut und die Brezen haben natürlich gut gepasst. Das einzige, was uns an diesem Abend nicht geschmeckt hat, war der Obadzda. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Danach gab es ein herbstliches Seitan-Pilz-Steak, Beete, Kartoffel, Holunder-Gin-Sauce, Hollandaise und Wildpilze. Das war richtig gut! Ich habe früher als sehr pingeliger Fleischesser nie Steak gegessen. Dieses war großartig. Auch die rote Beete aus dem Backofen und die Saucen waren toll. Auch mein omnivorer Begleiter war begeistert!
Wir hätten gerne noch das Dessert und die Keeseplatte probiert, dafür hat die Zeit aber nicht gereicht. Auf den Hauptgang mussten wir leider recht lange warten - was an einem Planungsversehen lag, für das sich umfassend entschuldigt wurde. Kann passieren. Nachdem der Keese auf der Zwiebelsuppe so gut war, hätte mich besonders die Keeseplatte interessiert. Da sind aber alle meine Vorschläge, diesen in welcher Form auch immer mitzunehmen, gescheitert. Naja, dann das nächste Mal, falls wir nochmal nach Bremen kommen.
Fazit: Die Speisen schienen liebevoll, aufwendig zubereitet und waren sehr lecker. Klare Empfehlung! Wer die Keeseplatte probiert, bitte Bescheid geben, ob ich etwas verpasst habe - was ich ganz stark befürchte. Auch die Mittagskarte, die wir am Vormittag beim Vorbeilaufen gesehen, aber natürlich nicht probiert haben, klangt sehr gut. Die Plantenköök ist m.E. definitiv einen Besuch wert, nicht nur für Veganer.
P.S. Die o.g. Gänge kosteten der Reihenfolge nach: 9, 12, 18,- Euro.