Auf der Veggie World in Wiesbaden habe ich vor einigen Jahren „Microgreens“ kennen gelernt. Mir haben es sofort die aus Sonnenblumenkernen gezogenen Pflänzchen angetan (siehe Bild unten), die verkostet wurden. Seither züchte ich „Sommersprossen“, regelmäßig, aber auch Microgreens aus anderen Samen sowie Gerstengras mit großer Leidenschaft. Es macht richtig Spaß, den kleinen Kerlchen beim Wachsen zuzusehen. Und zudem ist es eine der einfachsten Methoden seinen Organismus das ganze Jahr über mit frischen, unbehandelten, wertvollen Nährstoffen zu versorgen. Morgens kommen sie frisch geerntet in den Grünen Smoothie oder abends in den gemischten Salat. Köstlich, und frischer geht’s nicht. Ein Osternest aus Sommersprossen habe ich auch schon verschenkt.
Was sind Microgreens?
Laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) sind Microgreens „zarte unreife Pflanzen, die aus Gemüsesamen gezogen werden und aus zwei voll entwickelten Keimblättern (Kotyledonen) und manchmal noch zwei rudimentären "echten" Blättern (Primärblättern) bestehen“. Hinter dem hypen Namen steckt also ein alt bekannter Begriff: Keimling. Der Unterschied zu den üblichen Keimlingen besteht darin, dass Microgreens ein paar Tage später geerntet werden. Nämlich erst, wenn neben dem ersten oder zweiten Keimblatt ein bis zwei weitere Blätter gewachsen sind. Letztlich handelt es sich also um "zu spät" geerntete Gemüse-Keimlinge von Sorten, die wir sonst im Großformat auf unsere Teller legen. Sie werden derzeit von Gourmet-Restaurants gerne als Dekoration verwenden, um das Gericht aufzuwerten (ursprünglich in den USA).
Hoher Nährstoffgehalt
Die kleinen Kerlchen bringen je nach Sorte einen intensiven Geschmack und wundervolle Farben hervor. Sie eignen sich daher hervorragend als Dekoration und sollten aus gesundheitlichen Gründen aber vor allem roh verzehrt werden. Denn das Gemüse in den Kinderschuhen sieht nicht nur schön und wunderbar frisch aus, sondern weist auch einen deutlich höheren Nährstoffgehalt als ihre ausgewachsenen Verwandten auf.
Pflanzensamen enthalten ein komplexes Nährgewebe, das während des Keimvorgangs aktiviert wird, um die Pflanze so lange zu versorgen, bis sie ihre Energie durch Fotosynthese gewinnen kann. Das heißt, während der Keimung entsteht aus dem Samen ein Nährstoffpaket und die Nährstoffdichte (Konzentration an Bioaktivstoffen, Protein, Fett, Kohlenhydraten und Ballaststoffen) wird nie wieder so hoch sein. Davon kann der Mensch mächtig profitieren!
Das stellten Wissenschaftler der Universität und eines staatlichen Untersuchungsinstitutes in Maryland (USA) bereits im Jahre 2012 fest. Untersucht wurden 25 verschiedene Microgreens auf ihren Wassergehalt und die Nährstoffe Ascorbinsäure (Vitamin C), Tocopherole (Vitamin E), Carotinoide (u. a. Provitamin A) und Phyllochinon (Vitamin K). Während der Wassergehalt im Vergleich zur erwachsenen Pflanze ähnlich hoch war, zeichneten sich die Microgreens durch eine deutlich höhere Nährstoffdichte aus. Besonders vitaminreich waren Rotkohl, Koriander, roter Amaranth und Daikon-Rettich.
Wie züchtet man Microgreens?
Die individuelle Züchtung kann je nach Sorte ein bisschen variieren. Hier findet Ihr eine professionelle Anleitung. Insbesondere bei Verdacht von Schimmel unbedingt dort nachlesen, bevor man alles wegwirft, denn das kann man leicht mit feinen Wurzeln verwechseln.
Ich gehe immer nach dem folgenden Prinzip vor, das bislang gut geklappt hat.
Samen im Verhältnis 1:4 in warmen Wasser über Nacht einweichen
Samen waschen und in einem Keimglas für 1-3 Tage keinem lassen, bis sich kleine grüne Fäden (ca. 1-5 mm) aus der Saat bilden. Die Samen brauchen kein Licht, sondern fühlen sich sogar im Dunklen wohler. Ich habe meine Keimgläser neben dem Waschbecken stehen und decke sie die ersten Tage mit einem Tuch leicht ab.
Nun ein Pflanztablett (idealerweise sollte überschüssiges Wasser abfließen können) oder eine flache Schüssel mit ca. 5 cm Erde auffüllen. Die gekeimten Samen darauf verteilen, und zwar üppig, so dass die Samen dicht beieinander liegen, aber nicht aufeinander. Da wir keine ausgewachsene Pflanze züchten wollen, nutzen wir die Fläche so gut wie möglich. Die Samen mittels einer Sprühflasche mit Wasser befeuchten und mit Erde bedecken.
Nun müssen die Samen mehrmals am Tag besprüht und feucht gehalten werden. Nicht zu feucht, damit keine Fäulnis entsteht. Diesen Dreh‘ bekommt man schnell raus.
Sobald die Pflänzchen ein paar Zentimeter rausgucken, das Pflanztablett an einen sonnigen Platz stellen.
Nach ca. 8-10 Tagen, wenn die Pflänzchen ca. 10 cm lang sind, kann geerntet werden. Dafür die Keimlinge dicht über der Erde mit einer Schere abschneiden, (im Falle von Sommersprossen) die schwarze Samenschale, die auf manchen Pflänzchen noch sitzt, abziehen, evtl. vorsichtig verbleibende Erde abwaschen - Fertig zum Verzehr!
Woher bekommt man die Saatgut und Pflanztablett?
Es gibt mittlerweile einige online Shops. Ich selbst mag die Philosopie und Produkte von Grow-Grow-Nut* und kaufe sehr gerne im microgreenshop*.
Bei Grow-Grow-Nut werden die "Vitamine ohne Plastik von Deiner Fensterbank" in Kokosnuss-Schalen angebaut, ausschliesslich Bio-Saatgut verwendet sowie Kokoserde aus natürlicher mineralischer Erde und Kokosfasern, die beim Schleifen und weiteren Verarbeitungsschritten der Kokosnuss anfallen (also ein Upcycling-Produkt). Für die Verpackung der Saatgut-Tütchen setzt das junge Unternehmen auf innovatives und umweltschonendes Graspapier.
Im microgreenshop kann ich vor allem das sensationelle Keimglas empfehlen. Durch die Keramikschale, in der das Keimglas steht, gibt's endlich keine Sauerei mehr durch das abfließende Wasser.
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