Mit dem Sammeln von Bärlauch fängt im Frühling für mich die wunderbare Zeit der saisonalen und regionalen Lebensmittel an. Die gibt es natürlich auch im Winter, aber im Frühling und Sommer macht es einfach mehr Spaß. Die Spargelbuden sind schon aufgestellt, dann folgen die tollen heimischen Beeren, Äpfel, Birnen, Kürbis etc. Alles frisch, voller Nährstoffen und vor allem köstlich! Ich habe in meinem neuen Lebensumfeld leider noch kein Bärlauchfeld im Wald gefunden. Zwei Pflänzchen habe ich meinem Bruder abgeluchst, in der Hoffnung, dass sie sich in den nächsten Jahren im Garten schön verbreiten.
Das Sammeln von Wildkräutern kann eine wunderbare Achtsamkeitsübung sein. Schaut Euch das Umfeld, in dem die Kräuter wachsen, genau an. Schaut Euch das Kraut mit allen seinen Facetten an. Welche Farben hat es? Wie sieht die Blüte aus? Wie riecht es? Dazu ein Blättchen zwischen den Fingern verreiben und an den Fingern riechen. Und natürlich probieren: Wie schmeckt es?
Vorsicht beim Sammeln von Bärlauch, denn den kann man mit Maiglöckchen und anderen Pflanzen verwechseln und da besteht Vergiftungsgefahr! Ich finde, dass man den Bärlauch leicht an den sternförmigen weißen Blüten erkennt. Wer auf Nummer sicher gehen will, reibt ein Blatt zwischen den Fingern und riecht dran: Nur der Bärlauch riecht nach Knoblauch. Im Zweifel aber immer stehen lassen und kein Risiko eingehen! Denn es gibt jetzt auch Bärlauch in Bio-Qualität überall zu kaufen.
Wie alle Wildkräuter hat auch Bärlauch ein tolles Nährstoff-Spektrum, in dem es u.a. Vitamin C und Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium und Eisen in nicht unerheblicher Menge liefert. Der typische Geruch und Geschmack kommt durch die im Bärlauch enthaltenen ätherischen Öle mit seinen flüchtigen Schwefelverbindungen. Diese entfalten sich aber erst nach dem Zerreiben, Zerkaufen oder Zerschneiden. Übrigens verwende ich die Blüten und Stängel immer mit. Die Blüten sind eine wunderschöne Deko, z.B. auf meiner Bärlauchbutter und in den Stängel liegt richtig viel Aroma.
Und da sind wir schon beim Thema: Ich werde oft gefragt, was ich mit Bärlauch mache. Zum einen die oben schon erwähnte Bärlauchbutter, die ganz toll zu frischem Brot schmeckt. Sie ist ganz einfach herzustellen: Bärlauch grob schneiden, in zerlassene Butter geben ((Achtung unbezahlte Werbung) ich verwende die vegane Butter von Naturli, die es am günstigsten bei Lidl gibt und die sich wie normale Butter verhält und schmeckt), etwas Salz dazu und mit dem Pürierstab grob pürieren, in ein schönes Gefäß geben und im Kühlschrank fest werden lassen.
Ein tolles Bärlauch-Pesto ist auch ganz schnell hergestellt und veredelt durch die Nüsse das Nährstoffspektrum des Bärlauchs durch weitere wertvolle Nährstoffe (z.B. Protein), gesunde ungesättigte Fettsäuren und Ballaststoffe. Ich verwende Kürbiskerne und Pistazien. Das Rezept findet Ihr hier.
Mein absoluter Favorit ist aber dezeit Spaghetti aglio e olio mit frischem Bärlauch. Durch seine dezente Knoblauchnote passt Bärlauch finde ich hervorragend zu diesem Gericht. Hierbei handelt es sich um ein wirklich einfaches italienisches Nudelgericht, das je nach Quelle aus Rom oder Neapel kommt.
Wenn ich es nur für mich zubereite, nehme ich ca. das Vierfache an Bärlauch als in dem Bild links zu sehen ist. Aber das ist nicht jedermanns Sache. Die Herstellung ist einfach, muss aber mit guten, frischen Zutaten und richtig gemacht werden, sonst schmeckt dieses Gericht nach nix. Insesondere beim Knoblauch und dem Olivenöl muss man auf gute Qualität setzen, denn das ist die Basis der Soße. Und wenn Ihr jetzt denkt: "Ach, das hat mir ohne Bärlauch schon im Restaurant nicht geschmeckt..." versucht es mal. Es lohnt sich! Schneller kommt man nicht an ein frisch zubereitetes, leckeres Essen.
Das wird für 2 Personen gebraucht:
Ca. 300 g Spaghetti von guter Qualität
5-6 EL gutes, extra natives Olivenöl
2-3 Zehen frischer Knoblauch (Faustregel: 1-2 Zehen pro Person je nach Größe)
1 Bund frischer Bärlauch
1-2 EL Salz
So wird's gemacht:
Einen großen Topf mit reichlich Wasser aufstellen, in dem die Spaghetti gut schwimmen können. 1-2 EL Salz dazugeben. Ich schmecke mein Nudelwasser ab. Das kann in diesem Fall schön salzig sein, weil wir die "Soße", die eigentlich keine ist, später nur mit dem Nudelwasser würzen. Die Spaghetti dann in das kochende Nudelwasser geben und 1 Min. kürzer als auf der Packung angegeben fast al dente kochen. Sie kommen später nochmal für 1 Min. in das Olivenöl und ziehen dort bis richtig al dente.
Während die Spaghetti kochen den Knoblauch schälen und fein hacken. In vielen Rezepten wird er in Scheiben geschnitten, die dann vor dem Verzehr rausgefischt werden. Warum sollte ich ein Knoblauchgericht kochen und dann den Knoblauch rausziehen? Ich lasse den drin. Damit es beim Essen aber angenehmer ist, hacke ich ihn klein. Den Bärlauch waschen und hacken, dabei die Stängel zur Seite legen (nicht wegschmeißen).
Nun das Olivenöl in eine (kalte) Pfanne mit hohem Rand geben. Den Knoblauch und die Bärlauchstängel in das kalte Olivenöl geben und es vorsichtig bei mittlerer Hitze erwärmen, damit das Öl die Aromen gut aufnehmen kann. Bitte aufpassen, dass der Knoblauch und die Stängel nicht verbrennen. Der Knoblauch soll nur schön nussig werden. Wenn das Fall ist und die Spaghetti ihre Garzeit erreicht haben, diese direkt mit einer Zange (ohne das Nudelwasser) aus dem Topf in die Pfanne geben. Sie müssen nicht abgegossen werden, denn wir wollen ja gerade etwas Nudelwasser in der Pfanne haben, damit alles schön cremig wird. Den restlichen Bärlauch dazu geben und die Spaghetti 1 Minute in dem Ölgemisch rühren, damit sie al dente ziehen. Peu à peu etwas Nudelwasser dazugeben, bis eine schöne Cremigkeit entstanden ist.
Auf einem schönen Teller servieren - fertig! In vielen Rezepten wird Parmesan dazu gegeben. Spaghetti aglio e olio war ursprünglich ein Arme-Leute-Essen, so dass Parmesan nicht im Original-Rezept enthalten war. Wer zum Schluss Parmesam drüber streuen möchte, kann das natürlich machen. Dann ist das Gericht aber natürlich nicht mehr vegan.
Buon appetito!
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