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Achtsamkeit beim Essen

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Essen, ein sinnliches Erlebnis

Essen kann eines der sinnlichsten Erlebnisse überhaupt sein. Fast jedes erste Date beginnt mit einem romantischem Dinner. Doch in unserer schnelllebigen und tendenziell überfordernden Welt entwickeln wir uns immer mehr zu "nebenbei-Essern". Regelmäßige Mahlzeiten am Esstisch gibt es kaum noch und wenn doch, liegen Smartphones neben dem Teller. Es wird im Laufen, Stehen, vor dem Computer oder Fernseher gegessen, und zwar in Windeseile und meist ohne auf die Nahrung zu achten. Der Mythos Multitasking soll zeitökonomisch helfen. Obwohl unser Essverhalten hauptsächlich vegetativ gesteuert wird, schotten wir uns durch diese Oberflächlichkeit komplett vom Geschehen ab. Mit gesunder Ernährung hat das nichts zu tun, egal was auf dem Teller liegt. Durch Achtsamkeit schaffen wir es, die Signale unseres Organismusses wieder wahrzunehmen, unsere individuellen Essgewohnheiten zu entschlüsseln. Nur so können wir unsere Ernährung bewusst beeinflussen und Störenfriede einer gesunden Ernährung in Schach halten. 

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Achtsamkeit

Achtsamkeit ist eine jahrtausendalte Methode, die wohl ursprünglich in der Meditationspraxis buddhistischer Mönche nach "Vipassana" entwickelt wurde. Das heißt so viel wie: „Die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind“. Das spirituelle Ziel von Achtsamkeit ist, sich mit seinen Sinnen nur in diesem Augenblick zu befinden und mit dem Bewusstsein unterhalb der Ebene der Gedanken zu gleiten. Das passiert zum Beispiel, wenn wir in ein gutes Buch vertieft sind. Die Gehirnschaltkreise, die für das oft sorgenvollen Gedankenkarussell und unser manchmal unaufhörliches, geistiges Geplapper zuständig sind, verstummen dann. Gelingt uns das, ist nicht mehr unser Sympathikus, sondern unser Parasympathikus angeregt, der uns die Füße auf die Couch legen und Ruhe einkehren lässt. Deswegen ist Achtsamkeit auch ein hervorragendes Stress-Management-Mittel.

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"Unsere Verabredung mit dem Leben findet in diesem Augenblick statt.

Und der Treffpunkt ist genau da, wo wir uns gerade befinden."

 

(Buddha)

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Mit allen Sinnen!

Wie können wir den Augenblick in all seinen Facetten wahrnehmen? Ehrlich gesagt: gar nicht. Denn ein Moment hat zu viele Facetten, als dass unser menschliches Gehirn diese wahrnehmen könnte. Aber wir können unsere Aufmerksamkeit bewusst auf das lenken, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Das kann sich entweder auf unsere Umgebung in der Außenwelt beziehen oder nach innen gerichtet sein, auf unsere Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken. Wie ein interessierter Zeuge nehmen wir wahr, ohne es zu bewerten. Alles was ist, darf sein. Manchmal hilft es, sich ein kleines Männchen vorzustellen, das auf unserer Schulter sitzt und beobachtet, was wir hören, schmecken, fühlen, riechen oder sehen. Beim Essen könnte man sich die betörende Farbe Lila einer Aubergine anschauen, oder dem Knacken eines knusprigen Baguettes zuhören, wenn man es bricht. Nicht nur das Auge isst mit, sondern auch unser Geruchssinn ist einflussreich beim Essen. Probiert einfach ganz zwanglos aus, was für Euch in diesem Moment intuitiv ansprechend ist.

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Was bekommt mir?

Gesunde Ernährung erfordert nicht, dass wir Lebensmittel zu uns nehmen, die aufgrund ihrer objektiven Nährstoffdichte empfohlen werden, sondern, dass sie uns bekommen und unsere aktuellen Nahrungsbedürfnisse bedienen. Und die hängen von ganz persönlichen genetischen, immunologischen, kulturellen und emotionalen Faktoren ab und sind so einzigartig, wie jeder Mensch selbst. Vor diesem Hintergrund ist letztlich auch der Mensch das Maß aller Diätik und nicht das Nahrungsmittel. Das heisst, jede Ernährungsempfehlung "von aussen" sollte durch einen somatischen Intelligenztest überprüft werden. Das macht unser Körper automatisch, aber spürst Du das auch? 

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Hunger? Oder brauche ich etwas Anderes?

Vor jeder Nahrungsaufnahme fragen wir uns idealerweise, ob wir überhaupt Hunger im physiologischen Sinne haben: Spüre ich Hunger in meinem Bauch? Knurrt mein Magen? Wenn unser limbisches System uns gerade ohne Hunger zur Konditorei schickt und Torte kaufen lässt, dann geht es nicht darum, das zu verdonnern, uns zu ermahnen oder enttäuscht zu sein, sondern zu beobachten, was uns gerade dazu treibt. Sieht die Torte schön aus? Lust? Riecht das gut? Langweile? Frust? Hört Ihr Euch im Geiste gerade sagen: "Scheiss drauf, jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an!" oder "ich habe mir das nach diesem Scheisstag verdient"? Dann geht es wahrscheinlich um Belohnung.

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Fragen zum Üben

Letztlich kommt es bei Achtsamkeit nicht darauf an, bestimmte von aussen vorgegebene Themen abzuarbeiten, sondern sich selbst die passenden Fragen zu stellen. Ihr könnt das intuitiv machen oder unseren Fragenvorschlag an Anregung nutzen. ​Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Vielmehr ist der viel zitierte Weg das Ziel. Achtsamkeit in seinen Alltag zu integrieren ist kein Ergebnis, das man mit Gewalt erreicht. Vielmehr geht es um einen Entwicklungsprozess, in dem wir eine neue Perspektive einnehmen. Das braucht Zeit. Wie beim Erlernen einer neuen Sprache müssen wir zuhören und üben. Und versprochen: Die positiven Effekte lassen nicht lange auf sich warten. Durch das Praktizieren von achtsamer Ernährung ist schon so mancher Keks auf dem Teller im Konferenztisch liegen geblieben. Wenn Ihr das schafft, dann lobt Euch! Das hilft Achtsamkeit als neue Gewohnheit zu etablieren.

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Jetzt bist Du dran!

Lass' Dich von unseren Fragen inspirieren und praktiziere die nächste Mahlzeit achtsam!

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