Womöglich haben viele, wenn sie an Milchwirtschaft denken, ein Bild vor Augen, auf dem glückliche Kühe den ganzen Tag auf einer grünen Weiden stehen, grasen, sich (in den Grenzen des Weidezauns) frei bewegen können und ein paar Liter gesunde, gute Milch am Tag geben. Und Milch geben ja Kühe sowieso, oder? So ähnlich habe ich es gerade während eines Dinners im Bekanntenkreis gehört: "Ich verstehe ja, wenn man dagegen ist, dass Tiere getötet werden. Aber, wenn eine Kuh ein bisschen Milch gibt, was ist daran so schlimm?" Und diese ernst gemeinte Frage stellen sich anscheinend viele.
Unsere Reihe "Die Milch macht's! Was denn eigentlich?" beginnt mit der traurigen Realität, die den einen oder anderen aus seiner Komfortzone bringen mag. Die oben genannte Beschreibung des Lebens auf grünen Wiesen weicht nämlich in den meisten Fällen diametral von den Zuständen ab, in der Milchkühe meist existieren müssen. Natürlich gibt es immer noch Höfe, die sehr bemüht sind, ihren Kühen ein gutes Leben zu bieten und sie gut versorgen. Doch Kühe in der Massentierhaltung müssen oft ein anderes Lied singen.
Weit weg von Sonnenlicht und grünen Wiesen werden Kühe in kalten Beton-Unterkünften regelmäßig künstlich besamt, um nach neun Monaten ein Kalb zu gebären. Dieses Kalb würden sie nun auch gerne liebevoll umsorgen. Doch das Neugeborene wird ihnen sofort oder nur wenige Stunden nach der Geburt weggenommen, mit billiger Ersatznahrung versorgt und isoliert in sogenannten Kälberboxen untergebracht. Mutter und Kind schreien tagelang nacheinander, weil beide die Trennung so sehr schmerzt. Gerade habe ich einen Bericht von einem Betrieb in den Niederlande gelesen, in dem eine Kuh nach dem Entreißen ihres Babies nicht mehr gegessen hat und gestorben ist. Aber was soll's? "Nutztiere sind ja schließlich dafür da, um uns Menschen zu dienen" klärte mich unlängst eine Kollegin auf.
Von ihrem Baby getrennt muss die Kuh in der sogenannten Agrarwirtschaft nun Milch in Mengen einer Hochleistungsmaschine geben. Für die Aufzucht ihres Kalbes wäre eine Milchleistung von etwa 8 Liter pro Tag ausreichend. Hat eine Kuh Pech und landet in der Massentierhaltung, muss sie bis zu 50 Liter täglich geben. Die guten Samen, mit denen sie künstlich befruchtet wurde, machen den Unterschied. Diese Strapazen hält die Kuh nur ein paar Jahre durch (obwohl Kühe auch gerne um die 15-20 Jahre alt werden) und wird dann, wenn sie für die Milchindustrie nicht mehr wirtschaftlich ist, zum Schlachthof transportiert. Etwa 180.000 Kühe im Jahr sind schwanger, wenn ihnen im Schlachthaus die Kehle durchtrennt wird – für das ungeborene Kalb bedeutet dies den qualvollen Erstickungstod im Mutterleib. Insgesamt werden in Deutschland jährlich rund 3,5 Millionen Rinder getötet, bis zu 9 Prozent davon verbluten aufgrund von Fehlbetäubungen bei vollem Bewusstsein. Diese Qualen nehmen wir feinstofflich durch den Verzehr der Produkte in uns auf.
Das ist der "normale" Gang in der Massentierhaltung. Jetzt kommt noch hinzu, dass Lebensmittel mit tierischen Zutaten zum großen Teil von kranken "Nutztieren" stammen. Nach einer aktuellen Studie von foodwatch stammt jeder zehnte Liter Milch von einer Kuh mit entzündeten Eutern. Tragisch daran ist, dass die Kühe als Milchmaschine trotzdem noch funktionieren. So wird auch von diesen entzündeten Eutern Milch abgepumpt, (abgesehen von den qualvollen Schmerzen für die Kuh) mit der Folge, das Eiter in die Milch gelangt. Das ist aber kein Problem, denn durch die weitere Verarbeitung muss die Milch in bestimmten Grenzen nicht als gesundheitsschädlich deklariert werden. Im Gegenteil: Das Image der Milch ist immer noch wunderbar und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) propagiert Milch weiterhin unbeirrt als gesundes Lebensmittel.
Was aber ist die Lösung? "Wer in den Bauern Tierquäler sieht, liegt falsch. Die Tierhalter sind, wie die Tiere selbst und die Verbraucher, die über die Herkunft ihrer Produkte getäuscht werden, Opfer eines Systems, das falsche Anreize setzt." sagt Matthias Wolfschmidt, Veterinärmediziner und Kampagnenleiter von foodwatch. "Vor allem der Handel ist verantwortlich für einen Wettbewerb, der sich nicht um Qualität, sondern um den Preis dreht - das kann nur zu Lasten von Tieren, Bauern und letztlich auch Kunden gehen." Nach Angaben von Verbraucherschützern gibt es leider "keine signifikanten Unterschiede zwischen konventioneller und Bio-Haltung, zwischen kleinen Höfen und Großbetrieben". Entscheidender für das Wohl der Tiere sei vielmehr die Qualität des Betriebsmanagements. Das heißt aber auch, dass wir als Verbraucher einen großen Einfluss haben. Zeigt Eure Empörung, wenn ihr sie empfindet! Recherchiert, wo in Eurer Nähe Höfe sind, die ihre Tiere mit Liebe und Respekt behandeln. Oder steigt wie ich auf pflanzliche Lebensmittel um. Das ist leichter, als man denkt. Tatsächlich kommt Milch auch langsam etwas "aus der Mode", denn noch nie haben die Deutschen seit Statistikbeginn so wenig Milch getrunken wie heute. Und das liegt auch an den pflanzlichen Alternativen, die immer besser werden.
Heute möchte ein Rezept mit Euch teilen, dass ich gestern Abend für Gäste zubereitet habe. Es ist eine Art türkisches Cacik (griechisch: Tzatziki), das es zu Grillkartoffeln, Maiskolben und Beyond Meat Burgern gab. Meine Gäste waren regelrecht baff, dass das Cacik tatsächlich vegan war und ich bin auch begeistert von diesem Rezept! Hierfür muss ich aber (unbezahlte) Werbung für bestimmte Produkte machen, denn nur mit diesen wird das Ergebnis so gut (ich habe in den letzten Jahren unzählige andere ausprobiert und stelle Euch nur die vor, die ich selbst verwende und lecker finde). Inspiriert wurde ich übrigens durch meine liebe Freundin, die diese Kombi vor einiger Zeit für mich als Kräuterquark zubereitet hat.
Das wird gebraucht:
1/2 Schlangengurke
2 Becher "BRESSO" 100% pflanzlich mit Kräutern der Provence*
2 Becher "Creme Vega" von Dr. Oetker*
1 EL gutes Olivenöl, kaltgepresst
1/2 Bund junge Frühlingszwiebeln
3 Knoblauchzehen
Salz
1/2 Bund frischer Dill
(*Werbung durch Nennung des Produkts, das ich verwende)
So wird's gemacht:
Die Gurke schälen, hobeln und in ein Sieb geben. Mit etwas Salz bestreuen, durchmischen und im Sieb das Wasser abtropfen lassen, das die Gurke langsam zieht.
Bresso und Creme Vega mit dem Olivenöl glatt rühren.
Den Knoblauch putzen und sehr fein hacken oder pressen.
Die Frühlingszwiebel und den Dill putzen und jeweils fein hacken.
Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Dill und Gurken unterheben und mit Salz abschmecken.
Kalt stellen.
Bon appetit!
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