
Insekten sind in Europa noch nicht Teil der üblichen Ernährung. Nach Auffassung der Europäischen Kommission würden Insekten in vielen Teilen der Welt regelmäßig gegessen und seien auch bei uns zulande eine alternative Proteinquelle.
Die sog. Novel-Food-Verordnung, die am 01. Januar 2018 in Kraft getreten ist, betrachtet Insekten als neuartige Lebensmittel im Sinne des Artikels 3, die der Zulassung bedürfen. "Die Hersteller müssen für jedes einzelne Insekt einen Zulassungsantrag stellen und wissenschaftliche Daten liefern. Auf dieser Basis wird ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft, bevor Insekten als Lebensmittel auf den Markt gelangen."*
In der EU sind bisher vier Insektenarten als Lebensmittel zugelassen:
Larve des Mehlkäfers (Tenebrio molitor) – auch Mehlwurm genannt
Wanderheuschrecke (Locusta migratoria)
Hausgrille (Acheta domesticus)
Larven des Getreideschimmelkäfers (Alphitobius diaperinus) – auch Buffalowurm genannt
Das heißt, eine dieser vier oder ggf. mehrere könnten auf der Zutatenliste Deiner Lebensmittel auftauchen.
Nach einer wissenschaftlichen Bewertung durch die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gilt der Verzehr dieser Insekten als gesundheitlich unbedenklich. Im Zutatenverzeichnis muss das jeweilige Insekt mit dem wissenschaftlichen und dem deutschen Namen, etwa "Acheta domesticus (Hausgrille)" genannt werden. Und es muss die Darreichungsform (z.B. getrocknet, pastenartig oder pulverförmig) angegeben werden. Für das neu zugelassene Pulver der Hausgrille also „teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)". Da es bei empfindlichen Personen zu allergischen Reaktionen kommen kann, müssen Produkte einen Hinweis auf mögliche Kreuzreaktionen bei Allergien auf Krebs- und Weichtiere oder Hausstaubmilben tragen. Dieser Hinweis muss in unmittelbarer Nähe zur Zutatenliste stehen.
Die Empörung, die diesbezüglich auf social media seit längerem herrscht (dass es zulässig ist, Insekten in Lebensmitteln zu verwerten), kann ich nur bedingt verstehen. Natürlich sind wir kulturell (noch) nicht damit vertraut, Insekten zu essen. Aber wo bleibt die Empörung hinsichtlich der katastrophalen Zustände in der Massentierhaltung? Wunderbare, blutjunge Lebewesen, die in barbarischen Zuständen leben müssen, um unserem Konsumverhalten zu dienen. Ich führe das nicht weiter aus. Doch wenn man schon Tiere essen möchte, dann hat der Verzehr von Insekten im Gegensatz zur Massentierhaltung gewisse Vorteile:
Essbare Insekten sind wohl eine gute Quelle von Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen. In allen Insekten kommen einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren vor - so die EFSA. Außerdem haben sie ähnlich viel Protein wie das Fleisch von Rind, Schwein oder Pute. Gefriergetrocknet haben sie sogar einen deutlich höheren Proteingehalt**. Ich zitiere nur, was die EFSA probagiert. Natürlich sind das nicht meine eigenen Forschungsergebnisse.
Deren Studien zeigen auch, dass Insekten im Vergleich zu Fleisch klimafreundlicher sind. Sie brauchen weniger Platz und Wasser als Rinder, Schweine oder Hühner und verursachen weniger Treibhausgas-Emissionen. Insekten zu essen ist auch nachhaltiger, da ihr essbarer Anteil mit 80 Prozent deutlich höher ist als zum Beispiel beim Rind mit 40 Prozent.
Ich bin sehr gespannt, wie sich das kulturell bei uns entwickelt.
Fussnoten:
*Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit,
**Verbraucherzentrale,
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