Einige von Euch werden jetzt denken: "Nee, mit Fermentieren habe ich nix am Hut!" Vielleicht, weil es zu kompliziert erscheint. Fermentieren macht tatsächlich richtig Spaß und süchtig, wenn man die ersten Erfolge erzielt hat (wie beim Pilze sammeln). Eine fermentierte Limonade herzustellen ist kinderleicht und daher gut geeignet für den Fermentier-Anfänger. Dann kann man sich peu à peu an Klassiker wie Sauerkraut rantasten. Also, los geht's! Das wird der Knaller Eurer nächsten Gartenparty.
1. Hintergrundwissen
Die Fermentation ist eine der ältesten Konservierungsmethoden überhaupt. In Babylon wurden Lebensmittel und Getränke bereits 5000 Jahre v.Chr. fermentiert. In Ägypten und dem Mittleren Osten wurden alkoholarme, milch- und essigsauer fermentierte Getränke schon in der Jungsteinzeit verzehrt. In Europa hingegen erfolgte größtenteils die Herstellung alkoholischer Getränke durch Fermentation, wie Wein und Bier. Die wissenschaftliche Begründung der Fermentationsprozesse lieferte Louis Pasteur (franz. Chemiker, Physiker und Biochemiker, 1822 - 1895). Das Konservierungsverfahren für flüssige Lebensmittel, das heute als Pasteurisierung bekannt ist, ergab sich aus seinen Forschungsarbeiten zur Gärung.
Ursprünglich wurde unter Fermentation (lat.: fermentatio) nur eine Gärung unter Ausschluss von Sauerstoff verstanden. Laut Pasteur: "Fermentation, c'est la vie sans l'air" (Fermentation ist das Leben ohne Luft). Heute umfasst die Fermentation jegliche mikrobielle oder enzymatische Umwandlung organischer Stoffe, auch die aerobe, d.h. unter Sauerstoffversorgung.
2. Gesundheitlicher Nutzen
Zunächst diente die Fermentation hauptsächlich der Haltbarmachung. Heute geht man davon aus, dass fermentiere Lebensmittel einen großen gesundheitlichen Vorteil haben. Die darin enthaltenen Mikroorganismen (Probiotika) regulieren und stärken unser Darmmikrobiom (umgangssprachlich "die Darmflora") und wirken sich in vielfältiger Weise positiv auf die Gesundheit aus. Das sind Mikroorganismen, meist Milchsäurebakterien, die bereits natürlich in unserer Darmflora vorkommen. Sie unterstützen eine gesunde Verdauung, indem sie Enzyme zum Abbau der Nahrung, Vitamin K, bestimmte B-Vitamine und Mineralien liefern. Außerdem verhindern Probiotika die Ansiedlung von krankheitserregenden Hefen oder Bakterien und hemmen Entzündungen. Hier findest Du viele weitere nützliche Informationen zu dem Thema, u.a wie die Bakterien in unserem Darm tatsächlich unser Essverhalten steuern. Ziemlich krass, oder?
Schon der gute alte Hippokrates von Kos (370 v.Chr.), der berühmteste Arzt des Altertums, proklamierte: "Der Darm ist der Vater aller Trübsal". Er war der Meinung, fast alle Krankheiten würden im Darm beginnen, wenn das Darmmikrobiom in keinem guten Zustand ist. Das heißt aber auch, dass man durch den Verzehr von fermentierten Lebensmitteln oder Getränken sehr viel Gutes für seine Gesundheit tun kann. Zum Beispiel, indem man natürlich fermentierte Limonaden selbst herstellt.
Das wird gebraucht (Grundrezept fermentierte Limonade):
Das ist das Grundrezept für 1 l Wasser. Ich nehme für jede Limonade 2,5 l, weil das mein Gefäß hergibt. Ihr müsst das Rezept also je nach Größe Eures Gefäßes entsprechend anpassen.
1 großes Glas-Gefäß (ich verwende ein Kombucha-Gefäß von Fairment*)
1 Mulltuch + 1 Gummiband zum Abdecken
1 Bügelverschlußflasche (1 l) (siehe oben im Bild)
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1 l Quellwasser oder gefiltertes Wasser
100 g Obst in kleine Stücke geschnitten (z.B. Melone, Erdbeeren)
60 g Zucker
Optional: 2 Scheiben Bio-Zitrone
Optional: Kräuter (z.B. Minze oder Rosmarin) nach Geschmack
Optional: 1 Katalysator (siehe unten)
Was meine ich mit Katalysator?
Die Limonade funktioniert auch wunderbar ohne einen Katalysator, dauert nur etwas länger. Denn auf Früchten und Blüten befinden sich bereits von Natur aus wilde Hefezellen, die die Fermentation ankurbeln. Ich verwende etwas gekeimtes Getreide, das ich für die Herstellung von Rejuvelac sowieso ständig herstelle. Alternativ sind Wasser Kefir Kristalle, Molke (das ist dann nicht vegan) oder 1/4 TL Trockenhefe möglich. Wie gesagt, notwendig ist das nicht.
So wird's gemacht:
Wasser und Zucker in das Glas-Gefäß geben und verrühren, damit sich der Zucker auflöst.
Früchte putzen, waschen und ebenfalls in das Glas-Gefäß geben. Achtung: Am oberen Rand sollte mindestens 1 cm Raum für die entstehende Kohlensäure bleiben.
Das Ganze gut durchmischen, mit dem Mulltuch abdecken und das Mulltuch am Rand des Gefäßes mit dem Gummiband befestigen.
Für 2-3 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen und mehrmals am Tag gut durchrühren, damit kein Schimmel entsteht.
Nach 1-2 Tagen probieren und entweder noch ein bisschen stehen lassen (z.B. wenn die Limonade noch zu süß ist) oder die Früchte aussieben und die Limonade in Bügelverschlußflaschen abfüllen.
Darf's noch ein bisschen prickelnder sein? Dann lasse die abgefüllte Limonade noch 2-3 Tage bei Zimmertemperatur stehen. Aber Achtung! Hier kann durch den Gärprozess viel Druck in den Flaschen entstehen. Also Vorsicht beim Öffenen.
Danach im Kühlschrank lagern. Dort hält die Limo ca. 1 Woche. So lange wird sie da aber nicht stehen - versprochen!
Hinweis: Die Limonade ist ganz leicht alkoholhaltig und der Alkoholgehalt steigt täglich an.
Anmerkung: Im Bild oben seht Ihr eine Melonen-Aprikosen-Limonade. Ganz großartig schmeckt die Limonade auch mit Erdbeeren!
Bitte beachten! Die Ernährungsbedürfnisse des Einzelnen sind so speziell, wie jeder Mensch selbst. Dieser Beitrag kann daher nur eine Anregung sein, die jeder für sich selbst auf Bekömmlichkeit überprüfen sollte.
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